Impulse von Microsoft für mehr Digitale Souveränität in Deutschland
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Dieser Vortrag wurde von Dr. Marianne Janik am 31. August 2021 auf dem Wirtschaftstag des Wirtschaftsrats der CDU gehalten.
Sehr geehrter Herr Bundesminister, sehr geehrte Damen und Herren, für Microsoft und auch für mich persönlich ist der heutige Wirtschaftstag eines der wichtigsten Foren für den offenen Austausch zwischen Politik und Wirtschaft. Und auch der Zeitpunkt – knapp einen Monat vor der Bundestagswahl könnte nicht passender – oder sollte ich sagen – „drängender“ gewählt sein. Denn die Herausforderungen für die neue Bundesregierung sind in der Tat drängend - ebenso wie für die Wirtschaft, weil wir gerade in Deutschland sehr von der Substanz leben.
Die gute Nachricht aus meiner Sicht aber ist, dass wir viel tun können, und in meinem Verantwortungsbereich sehe ich durch die Digitalisierung eine Vielzahl an neuen Wegen und Lösungen: In Bereichen wie Klimaschutz, nachhaltiger Produktion, vernetzter Mobilität und Logistik, aber auch in Forschung und Entwicklung – um nur einige zu nennen.
Wie erfolgreich wir in Deutschland diesen Weg in die Zukunft beschreiten, hängt in der Tat auch davon ab, wie wir die „Digitale Souveränität und die Rolle Europas“ in den nächsten zwei Jahren ausgestalten. Nach meiner Auffassung wird Digitale Souveränität von Europa und innerhalb dessen maßgeblich auch von der deutschen Wirtschaft und Politik definiert. Jedenfalls haben viele Regierungen das deutsche Verständnis von digitaler Souveränität als Referenzmodell übernommen und schreiten zügig voran.
Wie wir Digitale Souveränität unterstützen
Ich selbst und meine Kollegen haben in zahlreichen Gesprächen mit Vertretern von Regierungen, Aufsichtsbehörden und Unternehmen in Europa - insbesondere in Deutschland - in den vergangenen Monaten vor allen Dingen zugehört, Bedenken aufgenommen und schließlich die aus unserer Sicht notwendigen Schritte vollzogen.
Und ich möchte in der Kürze der Zeit trotzdem die aus meiner Sicht wichtigsten fünf Themen anreißen, die wir in den nächsten Jahren verstärkt gemeinsam bearbeiten werden:
1. Die EU-Datengrenze für unsere wichtigsten Cloud-Dienste
- Microsoft wird es Kunden aus dem öffentlichen Sektor und in der EU tätigen Unternehmen künftig ermöglichen, alle Daten innerhalb der EU zu verarbeiten und zu speichern. Diese Verpflichtung gilt für alle zentralen Cloud-Dienste von Microsoft – Azure, Microsoft 365 und Dynamics 365 – und umfasst alle personenbezogenen Daten in Diagnosedaten sowie in Daten, die von unseren Services generiert werden.
- Mit unserer neuen Verpflichtung wird Microsoft der einzige Hyperscale-Cloud-Anbieter sein, der dieses Niveau der Datenresidenz in der Region anbietet.
- Damit erweitern wir noch einmal die Möglichkeit der lokalen Datenhaltung in Deutschland, wie wir sie bereits seit August 2019 mit unseren Investitionen in neue deutsche Rechenzentren in Frankfurt und Berlin anbieten.
2. Eine bundeseigene IT-Infrastruktur
- Microsoft ist seit Längerem in einem kontinuierlichen Austausch mit Vertretern der Bundesregierung, insbesondere hinsichtlich einer Überführung der bestehenden IT-Infrastruktur in eine auf Microsoft-Technologie basierenden Cloud-Lösung für die öffentliche Hand in Deutschland.
- Dabei haben wir verstanden, dass aufgrund der besonderen Anforderungen an eine wirklich souveräne Cloudplattform eine komplette und passgenaue Neuentwicklung unsererseits erforderlich ist.
- Mittlerweile ist das Konzept der souveränen Cloud für Bund, Länder und Kommunen in Deutschland auf dem Papier in Abstimmung ausgearbeitet - und wir sind bereit, diese souveräne Cloud umzusetzen.
3. Das europäische Projekt "GAIA-X"
- Wir sind als Microsoft aktiv in die Zukunft technologischer Architekturen eingebunden, die Europa souveräner und innovationsfähiger machen.
- Das Projekt GAIA-X zeigt sehr gut, dass digitale Souveränität eben nicht Abschottung bedeutet.
- Hier kann ich Ihnen berichten, dass erst letzte Woche ein wichtiger Meilenstein erreicht wurde: Die öffentliche Bekanntgabe des Eclipse Data Connectors.
- Das klingt sehr technisch und ich werde Sie nicht langweilen, aber das wird de facto ein neuer europäischer Standard für das Teilen von Daten.
- Der Code für den Data Connector basiert auch auf Open Source-Entwicklungen von Microsoft und wurde im Schulterschluss mit Partnern aus der deutschen Industrie wie BMW, der Deutschen Telekom, SAP und dem Fraunhofer Institut weiterentwickelt.
- Ein wunderbares Beispiel dafür, wie durch Partnerschaft eine souveräne Technologie zum Teilen von Daten entsteht.
4. Ein gemeinsamer Werteansatz
- Für Microsoft und mich persönlich hat ein viertes Thema neben allem wirtschaftlichen Erfolg zunehmende Wichtigkeit: Eine vertrauensvolle technologische Kooperation in der Tiefe braucht gemeinsame Werte.
- Wir teilen vorbehaltlos europäische Werte und Prinzipien mit Blick auf Datenschutz, Sicherheit, Transparenz und Interoperabilität. Das zu sagen, ist natürlich einfach. Und deshalb präzisiere ich das sehr gerne an dieser Stelle und werde konkret:
- Wir haben uns als weltweit erstes Unternehmen entschieden, die Datenschutz-Grundverordnung auch auf unsere Kunden außerhalb Europas auszuweiten. Wir haben also einen europäischen Standard zu unserem eigenen weltweiten Standard gemacht.
- Zu unserem Selbstverständnis gehört, dass die Daten unserer Kunden Ihnen und nur Ihnen gehören – also ihr Eigentum sind. Punkt!
- Wir sind auch nicht Wettbewerber unserer Kunden. Geschäftsmodelle und geistiges Eigentum, das Kunden auf unserer Cloudplattformen entwickeln, gehört ihnen. Wir nennen das den „Non-Compete-Ansatz“. Kunden aus der Automobilindustrie entwickeln zum Beispiel auf Basis unserer Technologien ihre eigenen digitalen Plattformen und Lösungen und machen so ihre Geschäftsmodelle zukunftsfähiger und erfolgreicher. Wir bauen keine Autos und kopieren nicht die Geschäftsmodelle unserer Kunden. Aber Sie finden immer mehr Autos, die ein Stück smarter, vernetzter und nachhaltiger sind - auch dank unserer intelligenten Cloud-Plattformen.
- Zu unseren Werten zählt auch, dass wir intensiv digitale Bildung und Qualifikation fördern. Denn wer eine Technologie nicht versteht, kann nicht selbstbestimmt mit ihr umgehen. Das gilt übrigens nicht nur für Fachkräfte, sondern auch für Führungskräfte und Entscheider. Deshalb engagieren wir uns vor allem auch in der Breite der Gesellschaft - besonders auch im Mittelstand - in zahlreichen Initiativen und Partnerschaften für eine Stärkung der digitalen Qualifikation in Deutschland.
Wie kann also Europas zukünftiger Weg also aussehen?
5. Blick nach vorne: Teilen ist das neue Gewinnen!
Als fünftes Kernthema, dass mein persönliches Mantra ist, stelle ich eine vereinfachte Formel für den Erfolg in einer digitalen Welt vor, an die ich ganz fest glaube: Teilen ist das neue Gewinnen!
- Ich meine damit das Teilen von Wissen, Daten und technologischen Plattformen, um die herum sich neue Digitale Ökosysteme entwickeln.
- Es gibt auch in Deutschland dazu bereits zukunftsweisende Initiativen, wo Unternehmen über Länder- und Branchengrenzen hinweg den Schulterschluss suchen – auch mit Wettbewerbern - um bessere Produkte, Services und Geschäftsmodelle zu entwickeln.
- Ein Beispiel ist die Open Manufacturing Plattform. Sie hat zum Ziel die Entwicklung von innovativen Industrie-4.0-Lösungen in der Automobil- und Fertigungsindustrie übergreifend zu beschleunigen. Hier arbeiten neben Unternehmen wie BMW, Bosch, ZF und Siemens auch IT-Anbieter wie SAP und Microsoft eng zusammen.
Solche Modelle müssen auch im Mittelstand in Deutschland und Europa sektorübergreifend entwickelt und gefördert werden, denn nur dann haben wir alle Chancen, eine führende Rolle im digitalen Zeitalter einzunehmen.
Dass ein solcher Ansatz mitunter alternativlos ist, zeigt nicht zuletzt die Herausforderung des globalen Klimawandels. Die Digitalisierung ist dabei sicher kein Allheilmittel, aber sie wird ein entscheidendes Werkzeug sein.
Meine Damen und Herren - Microsoft ist in Deutschland seit vielen Jahren tief verwurzelt.
- Ich sage gerne, wir sind das deutscheste aller amerikanischen IT-Unternehmen.
- Mit unseren 3000 Mitarbeiter*innen und unseren rund 30.000 deutschen Partnerunternehmen arbeiten wir intensiv daran, die Digitalisierung in Deutschland voranzubringen:
- Im Mittelstand, in der Industrie, der Verwaltung, im Bildungssystem und im Gesundheitswesen.
- Wir sind entschlossen unseren Beitrag für mehr Vernetzung und Kooperation zur Stärkung der Digitalen Souveränität in Deutschland und Europa zu leisten.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!